Das Außergewöhnliche im Alltag

Wie kleine Perspektivwechsel dein Leben verändern können

Es gibt Tage, an denen sich alles gleich anfühlt: Aufstehen, Kinder wecken und auf den Weg bringen, arbeiten vielleicht noch ein wenig Freizeit, meist aber ist auch diese mit To-dos gefüllt. Viele meiner Coachees berichten mir von diesem Gefühl. Sie haben das Gefühl irgendwie festzustecken. Nicht, weil ihr Leben dramatisch schlecht wäre – ganz im Gegenteil: Der Job, die Familie und die Gesundheit, alles scheint „okay“. Und trotzdem bleibt dieses leise Gefühl: „War’s das? Soll das alles sein?“

Dieses Gefühl der Unzufriedenheit, das sich oft nicht einmal richtig benennen lässt, kenne ich aus unzähligen Coachinggesprächen sowie durchaus auch von mir selbst. Als Betroffener wünschst Du Dir Veränderung, weißt aber nicht genau, wo Du ansetzen sollst. Du wartest auf den berühmten „großen Moment“, der alles verändert – der Lottogewinn, der Traumjob, die neue Stadt, die große Liebe. Doch die Wahrheit ist: Die meisten Wendepunkte, die das Leben außergewöhnlich machen, sind viel kleiner und unscheinbarer, als Du denkst.

Das Besondere steckt oft im Kleinen

Ich erinnere mich an eine Klientin, die zu mir kam, weil sie sich in ihrem Leben „verloren“ fühlte. Sie erzählte, dass sie ständig unter Strom stand, für andere funktionierte und jeden Tag so schnell wie möglich „abspulte“, um dann erschöpft ins Bett zu fallen. Irgendwann merkte sie, dass sie sich selbst nicht mehr so richtig mochte.

Im Coaching stellten wir fest, dass es gar nicht der Job oder die Familie war, die sie unglücklich machte, sondern ihr Draht zu sich selbst. Sie hatte einfach nur Gas gegeben. Keine Zeit mehr für einen ruhigen Moment am Morgen, kein bewusstes Wahrnehmen von schönen Augenblicken, kein Platz für ihre eigenen Wünsche.

Der Wendepunkt kam, als wir beschlossen, dass sie etwas ganz Einfaches tun sollte: jeden Morgen fünf Minuten auf dem Balkon zu sitzen – nur mit einer Tasse Kaffee und der Frage: „Worauf freue ich mich heute?“ Diese kleine Routine veränderte ihren Blick auf den Tag. Plötzlich entdeckte sie wieder Kleinigkeiten, die Freude machten: das Lächeln einer Kollegin, ein gutes Gespräch, lächelnde Leute an der Ampel auf dem Weg zur Arbeit. Der Alltag blieb gleich, fühlte sich aber trotzdem völlig anders an.

Darum übersehen wir so oft Außergewöhnliches

Unser Gehirn ist darauf programmiert, Gefahren und Probleme zu erkennen. Das ist überlebenswichtig, macht uns aber auch anfällig dafür, vor allem die negativen Dinge zu sehen. Dinge die fehlen oder stressig sind. Der Fokus liegt dann schnell auf dem, was nicht funktioniert: zu wenig Zeit, zu viele Aufgaben, zu viel Druck.

Hinzu kommt, dass wir oft darauf warten, dass etwas Sensationelles geschieht und uns glüklich macht. Wir denken: „Wenn ich erst den neuen Job habe … wenn ich umgezogen bin … wenn ich endlich mehr Zeit habe … dann wird alles besser.“ Doch das Leben verläuft selten so linear. Die Erfahrung zeigt doch meist, dass der verändernde Moment oft ein stiller ist. Sei es ein Gedanke, ein Gespräch oder eine bewusste Entscheidung.

Die kleinen Wendepunkte im Coaching

Genau hier setzt Coaching an. Als systemischer Coach begleite ich Menschen dabei, diese unscheinbaren Momente für sich wieder zu entdecken. Es geht nicht darum, sofort das ganze Leben umzukrempeln und alles anders zu machen. Der Blickwinkel muss erst geändert werden.

Ein Klient sagte einmal in einer Sitzung: „Ich kam zu dir, weil ich dachte, ich muss alles ändern. Gegangen bin ich mit der Erkenntnis, dass es nur auf meine Betrachtungsweise ankommt.“ Dieser Moment war außergewöhnlich, weil er aus einer inneren Kraft entsteht.

Manchmal reicht eine neue Frage: „Was würde ich tun, wenn ich keine Angst hätte?“ oder „Was würde ich tun, wenn ich nur für mich entscheiden dürfte?“. Hierdurch werden plötzlich Möglichkeiten sichtbar, welche vorher nicht ansatzweise erkennbar waren.

Wie auch Du Außergewöhnliches findest

Das Schöne ist: Auch Du musst nicht auf den einen „Big Bang“ warten, um dein Leben außergewöhnlich zu machen. Du kannst bereits heute mit kleinen Schritten beginnen und einen erstaunlich großen Effekt verursachen.

Hier sind ein paar Impulse aus meiner Coachingpraxis:

  1. Achtsamkeit im Alltag
    Nimm dir täglich ein paar Minuten Zeit, um einfach nur wahrzunehmen: deinen Atem, den Geschmack deines Getränkes, das Lächeln eines Kollegen. Solche kleinen Pausen helfen, Stress loszulassen und mehr im Moment zu sein.
  2. Die Perspektive wechseln
    Stelle dir neue bzw. andere Fragen: „Was ist heute gut gelaufen?“ oder „Worauf freue ich mich morgen?“ Dieser Perspektivwechsel weg von Problemen hin zu positiven Dingen verändert nachhaltig, wie du deinen Alltag erleben wirst.
  3. Bewusst „Nein“ sagen
    Ein richtig außergewöhnlicher Moment kann auch sein, wenn du bewusst zum ersten Mal eine Grenze setzt. Ein bewusstes „Nein“ zu „Kannst Du mal gerade?“ oder Überstunden, kann enorm befreiend sein.
  4. Neues ausprobieren
    Mach etwas anders bewusst als sonst: Fahre einen anderen Weg zur Arbeit, iss etwas Neues, oder probiere eine neue Aktivität aus. Diese kleinen Änderungen können Dir neue Perspektiven aufzeigen und frische Energie bringen.
  5. Unterstützung annehmen
    Du musst nicht alles allein schaffen. Ein Coach kann dir helfen, Muster zu erkennen, die du selbst vielleicht gar nicht wahrnimmst, und dich ermutigen, neue Wege zu gehen.

Das Außergewöhnliche ist oft schon da

Viele meiner Klienten erzählen mir nach einiger Zeit, dass sich ihr Alltag verändert hat, obwohl sie eigentlich nichts „Großes“ verändert haben. Alles ist gleich. Der Job ist derselbe, die Familie dieselbe, die Wohnung dieselbe – aber ihre Wahrnehmung hat sich verändert. Sie erleben wieder mehr positive Dinge. Sie sind gelassener und fühlen sich einfach glücklicher, zufriedener.

Das Außergewöhnliche im Alltag liegt oft direkt vor uns: das Lachen der Kinder, die Kollegen, die helfen, das kleine Erfolgserlebnis im Job, der eine Moment der Ruhe am Morgen. Wir müssen nur bereit sein, es wahrzunehmen.

Fazit

Außergewöhnlich muss nicht immer spektakulär sein. Du musst nicht alles hinter dir lassen oder ein völlig neues Leben anfangen. Manchmal ist es nur ein Perspektivwechsel, eine kleine Entscheidung, ein bewusster Moment, der alles verändert.

Vielleicht ist der heutige Tag genau dieser Moment. Vielleicht ist es der Augenblick, in dem du sagst: „Ich will meinen Alltag anders sehen. Ich will die kleinen Dinge feiern und das Außergewöhnliche finden, das schon da ist.“

Und falls du dich fragst, wo du anfangen sollst: Fang klein an. Eine bewusste Pause am Morgen, ein freundliches Wort zu dir selbst, ein kleines „Nein“ zu Überforderung. Du wirst sehen: Es fühlt sich anders an – leichter, klarer, lebendiger. Und genau das macht den Unterschied.

Das Außergewöhnliche ist schon da. Es wartet darauf, dass du es bemerkst.

3 Gedanken zu „Das Außergewöhnliche im Alltag“

  1. Wow, was für ein guter Text! Ich bin ganz stolz, weil ich ähnlich denke. Schon vor langer Zeit hab ich beschlossen, mich auf und an Kleinigkeiten zu freuen. Und das wirkt phänomenal! Ansonsten würde ich im Alltagssumpf und der täglich schlechten Laune meines Pessimisten hier untergehen.
    Nur könnte ich es nie im Leben so schön schreiben wie du!

    Liebe Grüße aus dem Mausloch
    Sabine

    1. Hallo Sabine,
      vielen dank für die Lorbeeren. Das mit dem Schreiben kommt nach und nach. 😉

      Auf diese Denkweise kann man auf jeden Fall stolz sein – nur eher weniger, weil ich sie poste. Viel wichtiger ist doch, dass wir mit unserer denkweise zufrieden sind und keinen „Unzufriedenheits-Detektiv“/Coach benötigen.

  2. Pingback: Blognacht Vol. 58: Alles außer gewöhnlich

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